200 gute Taten: Sparkassen-Stiftungen engagieren sich für Bücherschätze
Restaurierte Bände zurück in der Andreas-Möller-Bibliothek
Freiberg freut sich in diesen Tagen über die Fortführung einer weitreichenden Projektförderung, mit der jahrhundertealte Buchbestände in der historischen Andreas-Möller-Bibliothek der früheren Lateinschule restauriert und erlebbar gemacht werden. Die Bibliothek im Freiberger Geschwister-Scholl-Gymnasium ist eine der ältesten erhaltenen Schulbibliotheken Sachsens. Sie birgt unter anderem Handschriften aus dem Mittelalter, Inkunabeln und Frühdrucke.
Die Stiftung für Kunst und Kultur der Sparkasse Mittelsachsen und die Ostdeutsche Sparkassenstiftung legten im Jahr 2010 den Grundstein für eine umfangreiche Initiative zur langfristigen Sicherung der bedeutsamen Sammlung. Pünktlich zum 425. Geburtstag des Namensgebers der Bibliothek, Andreas Möller (*22.3.1598), kann Kustos Dr. Volker Bannies erneut restaurierte Bücherschätze zurück in den Bestand nehmen. Die aktuelle Förderung der beiden Stiftungen konzentriert sich auf rund 20 historische Bücher, Schriften und Bände, ein Großteil davon aus dem 15. Jahrhundert. Das älteste der geförderten Exemplare, die „Lateinische Vulgata des Hieronymus“ ist ein Wiegendruck und beinhaltet die Übersetzung der gesamten Bibel aus der Zeit um 1470.
Prof. Hans-Ferdinand Schramm, Vorstandsvorsitzender der Sparkasse Mittelsachsen, und Patricia Werner, Geschäftsführerin der Ostdeutschen Sparkassenstiftung, übergeben symbolisch die Förderung der beiden Stiftungen. Die erneute Unterstützung unterstreicht das nachhaltige Engagement der beiden Partner, die sich seit über 10 Jahren für die Bibliothek einsetzen.
Die Spende ist Teil der Initiative „200 Jahre Zukunft“, mit der die Sparkasse Mittelsachsen und ihre Stiftung für Kunst und Kultur im 200. Gründungsjahr der Sparkasse in Freiberg wichtige Impulse für nachfolgenden Generationen gibt. Sie trägt dazu bei, bedeutsames Kulturgut für die Stadtgesellschaft zu erhalten und jungen Menschen den Zugang dazu zu ermöglichen.
Gründung der Lateinschule und Bibliothek in Freiberg
Im Haus Albertinum hat die Schule die wertvolle Bibliothek untergebracht. Diese beherbergt Bestände des 1233 gegründeten Klosters der Dominikaner und des vermutlich im gleichen Jahr entstandenen Franziskanerklosters sowie des 1480 gegründeten Domstifts. Ein breites fachliches Spektrum umfassend, weisen die Kataloge heute eine beträchtliche Anzahl von Handschriften aus, darunter Pergament- und Papierhandschriften aus dem Mittelalter. Über 500 Inkunabeln/Wiegendrucke, darunter viele Stücke, die durch ihre drucktechnische und sonstige Ausstattung (Initialen, Miniaturen, Randleisten, Holzschnitte, Einbände) bestechen, 1754 Frühdrucke sowie Drucke des 17. und 18. Jahrhunderts runden den historischen Altbestand ab, der durch eine moderne Arbeitsbibliothek für Schüler erweitert wurde.
Andreas Möller als Universalgelehrter im 17. Jahrhundert
Die Bibliothek trägt seit 1986 den Namen von Andreas Möller (1598–1660). Er war Freiberger Konrektor der Lateinschule, Historiker, Chronist und Stadtarzt. Seine 1653 erschienene Chronik „Theatrum Freibergense Chronicum“ bildet heute noch eine wichtige Grundlage regionalgeschichtlicher Forschungen. Sie gilt als eine der bedeutendsten deutschen Städtechroniken. Andreas Möller übernahm 1630 zusammen mit Georg Platner das Amt des Bibliothekars.
Sparkasse etabliert ihre Stiftungsarbeit vor Ort
Angesichts ihrer historischen Wurzeln sind die Sparkassen eng mit der wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Entwicklung in den Regionen verbunden. Die Sparkasse Mittelsachsen gründete im Frühjahr 2000 ihre Stiftung für Kunst und Kultur, die inzwischen über ein Vermögen von 1,6 Mio. Euro verfügt. Diese Stiftung engagiert sich für die Förderung von Kunst, Kulturleben und Denkmalpflege. Mit „Schule unter Tage“, „Lust auf Lesen“ und „Junge Musik“ bietet sie eigene Projekte an, bspw. für Schulklassen, Vereine und Gruppen. Die Vergabe des „Andreas-Möller-Geschichtspreises“ rundet die Fördertätigkeit der Stiftung ab. Seit ihrer Gründung hat sie gemeinnützige Projekte und Initiativen mit insgesamt über 800.000 Euro unterstützt.
Ostdeutsche Sparkassenstiftung
Die Ostdeutsche Sparkassenstiftung wurde 1995 als eine Kulturstiftung vom Ost-deutschen Sparkassenverband (OSV) und seinen Mitgliedssparkassen errichtet. Sie fördert, unterstützt und begleitet künstlerische und kulturelle Vorhaben, zum Beispiel Projekte in den Bereichen der Bildenden Kunst, der Musik, der Literatur, der Darstellenden Kunst, der Museen oder der Denkmalpflege in Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen und Sachsen-Anhalt.
Über 2.371 Projekte hat sie seit 1996 zusammen mit den OSV-Sparkassen gefördert, begleitet und selbst realisiert. Dafür standen über 106 Millionen Euro aus den Vermögenserträgen, dem überörtlichen Zweckertrag des PS-Lotterie-Sparens sowie den projektbezogenen Zusatzspenden der Sparkassen und ihrer Verbundunternehmen zur Verfügung (Stand: Dezember 2021).
Titelfoto – Bildbeschriftung zur symbolischen Übergabe (von links): Kay Woldrich (Vorstandsvorsitzender des Fördervereins), Prof. Hans-Ferdinand Schramm (Vorstandsvorsitzender der Sparkasse Mittelsachsen) sowie Patricia Werner (Geschäftsführerin der Ostdeutschen Sparkassenstiftung)